Prompting³ – Formulieren, Teil 1: Rolle – Wer spricht oder handelt?

Dieser Artikel ist Teil der fortlaufenden Serie „Prompting³ – Denken. Formulieren. Strukturieren.“

Der Blick, der Bedeutung gibt

 

Perspektive ist das stille Zentrum des Verständnisses. Sie entscheidet, was gesehen, gedacht und gesagt wird. Im Prompting³-System ist der Blickwinkel keine formale Anweisung, sondern ein bewusst gesetzter Standpunkt des Denkens. Er verändert die Haltung, die Tonalität und die Tiefe der Antwort.

Eine KI kann unzählige Sichtweisen simulieren – aber du musst bestimmen, aus welcher sie denkt. Ob aus deiner, einer Fachperson, eines Kritikers oder eines Beobachters: jede Perspektive öffnet einen neuen Horizont.


Prompting3

Warum die Rolle Bedeutung formt

KI kann unendlich viele Stimmen annehmen – aber sie braucht eine Einladung dazu.
Ohne Rollenbeschreibung bleibt sie neutral, manchmal distanziert, selten inspirierend.
Mit einer klaren Rolle wird sie fokussiert, glaubwürdig und emotional anschlussfähig.

Beispiel:

  • „Erkläre, wie KI beim Lernen hilft.“
  • „Erkläre, wie KI beim Lernen hilft – aus der Sicht eines erfahrenen Lehrers, der Menschen Mut macht, Neues auszuprobieren.“

Im zweiten Fall entsteht Haltung – nicht nur Inhalt.
Die Rolle steuert Empathie, Perspektive und Tiefe.

Hier bist du dran! Probiere es direkt aus.

Stimme aktiv gestalten

Wähle ein Thema, z. B. „digitale Balance“.

Formuliere denselben Prompt dreimal:

  • als Wissenschaftler:in,
  • als Coach,
  • als Freund:in.
  • Lies die Antworten und achte darauf, wie sich Ton, Wortwahl und Nähe verändern.

✍️ Reflexionsimpuls: Rolle ist Resonanz. Sie formt die Verbindung zwischen Denken und Ausdruck.


 

Rollenbewusstsein als Steuerinstrument

Mit der Rollenzuweisung führst du die KI in eine bestimmte Denkweise.
Sie weiß dadurch, welche Sprachebene, welches Wissen und welchen Ton sie verwenden soll.

Beispiel:

  • „Du bist ein motivierender Gesundheitscoach. Erkläre, wie regelmäßige Pausen Produktivität fördern.“
  • „Du bist eine kritische Journalistin. Erkläre, warum zu viel Produktivitätsdruck gefährlich ist.“

💡 Tipp: Jede Rolle trägt Werte. Wähle bewusst, welche du in deinem Prompt verkörpern möchtest.

Mehrrollen-Denken – wenn Vielfalt Tiefe schafft

 

  • Manchmal ist es hilfreich, verschiedene Rollen zu kombinieren, um mehrere Perspektiven zu beleuchten.
  • So entsteht Tiefe – nicht Widerspruch.

Beispiel:

  • „Erstelle ein Streitgespräch zwischen einem Optimisten und einem Skeptiker über den Einfluss von KI auf Kreativität.“

Dadurch wird Denken lebendig – die KI beginnt, zu reflektieren, statt nur zu beschreiben.

🧭 Reflexionsimpuls: Rollen sind keine Masken, sondern Werkzeuge der Erkenntnis.


 

Die eigene Rolle finden

 

  • Rollenwahl ist auch Selbsterkenntnis: Wenn du weißt, welche Stimme du nutzen willst, verstehst du deine Intention besser.

Beispiel:

  • „Schreibe über digitale Achtsamkeit aus deiner persönlichen Sicht als Lernender – was hast du verstanden, was fällt dir schwer?“

So entsteht Authentizität – nicht durch Perfektion, sondern durch Haltung.

💬 Reflexionsimpuls: Die Rolle, die du wählst, verrät, wie du denkst.


 

Übung:

Rollenvergleich:

  • Vergleiche, welche Haltung und Wirkung entsteht.
Erkläre das Thema „mentale Erholung“ aus drei Rollen:

als Ärztin,

als Coach,

als Freund.

Dialog der Rollen:

  • Analysiere, wie die Rollen Denkweise und Argumentation formen.
Erstelle einen kurzen Dialog zwischen einem Optimisten und einem Realisten über „digitale Zukunft“.

Selbstrolle finden:

  • Lies die Antwort und reflektiere, wie du künftig mit KI kommunizieren möchtest.
Hilf mir zu erkennen, welche Rolle am besten zu meiner Art zu schreiben passt – Journalist:in, Lehrende:r, Coach oder Erzähler:in.

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