Prompting³ – Denken, Teil 4: Perspektive – Aus wessen Sicht wird gesprochen?
Dieser Artikel ist Teil der fortlaufenden Serie „Prompting³ – Denken. Formulieren. Strukturieren.“
Der Blick, der Bedeutung gibt
Perspektive ist das stille Zentrum des Verständnisses. Sie entscheidet, was gesehen, gedacht und gesagt wird.
Im Prompting³-System ist der Blickwinkel keine formale Anweisung, sondern ein bewusst gesetzter Standpunkt des Denkens.
Er verändert die Haltung, die Tonalität und die Tiefe der Antwort.
Eine KI kann unzählige Sichtweisen simulieren – aber du musst bestimmen, aus welcher sie denkt. Ob aus deiner, einer Fachperson, eines Kritikers oder eines Beobachters: jede Perspektive öffnet einen neuen Horizont.
Perspektive das Denken lenkt
Wer fragt, aus welcher Sicht ein Text geschrieben ist, formt automatisch sein Denken.
Wenn du der KI keine Perspektive gibst, sucht sie den neutralsten Mittelweg – korrekt, aber flach.
Mit einer klaren Perspektive wird dein Prompt dreidimensional.
Beispiel:
„Erkläre die Vorteile von Meditation.“
– aus der Sicht einer Neurowissenschaftlerin.
– aus der Sicht eines gestressten Managers.
– aus der Sicht eines Mönchs.
Drei Perspektiven, drei Realitäten – dieselbe KI, aber völlig unterschiedliche Denkpfade.
💡 Merke: Perspektive ist kein Filter. Sie ist ein Mindset.
Hier bist du dran! Probiere es direkt aus.
Perspektive bewusst wählen
Wähle ein Thema, z. B. „digitale Balance“.
Schreibe denselben Prompt aus drei Perspektiven:
- als Forscher:in,
- als Praktiker:in,
- als Philosoph:in.
Vergleiche die Tiefe und Sprache der Antworten.
✍️ Reflexionsimpuls: Perspektive erweitert Erkenntnisräume – sie zwingt dich, Denken als Handlung zu begreifen.
Perspektive erzeugt Empathie
Wenn du eine Perspektive wählst, lernst du, durch die Augen anderer zu sehen.
KI kann dies nachbilden – aber sie lernt Empathie nur durch deine Anweisung.
Beispiel:
- „Erkläre künstliche Intelligenz so, dass eine 12-jährige Schülerin es versteht.“
- „Erkläre künstliche Intelligenz so, dass ein Informatikprofessor sie spannend findet.“
In beiden Fällen spricht die KI mit der gleichen Wissensbasis – aber in einer völlig anderen Sprache.
Stimme der Empathie:
- Wähle ein Thema, das Emotion enthält (z. B. Motivation, Veränderung, Angst).
- Schreibe zwei Prompts: einmal aus deiner Sicht, einmal aus der deines Gegenübers.
- Lies beide laut und spüre, wie sich das Verhältnis verändert.
💬 Reflexionsimpuls: Perspektive schafft Resonanz – sie verbindet Intellekt mit Gefühl.
Perspektive als Stilmittel
Die bewusste Wahl der Perspektive verleiht einem Text Charakter.
Du kannst damit Nähe, Distanz oder Objektivität erzeugen.
Beispiel:
- Ich-Perspektive: „Ich nutze KI, um meine Kreativität zu steigern.“
- Du-Perspektive: „Du kannst KI nutzen, um deine Kreativität neu zu entdecken.“
- Beobachter-Perspektive: „Menschen entdecken durch KI neue Wege der Kreativität.“
Tipp: Wechsel die Perspektive in deinen Prompts bewusst, wenn du die emotionale Wirkung testen willst.
Perspektive – Das Denken über das Denken
Manchmal ist der wertvollste Blick der, der über allem steht.
Wenn du die KI bittest, ein Thema aus einer Meta-Perspektive zu betrachten, entsteht Tiefe und Reflexion.
Beispiel:
- „Analysiere, wie sich die Wahrnehmung von Kreativität verändert, wenn Menschen beginnen, mit KI zu arbeiten.“
Hier beobachtet die KI das Denken selbst – sie erzeugt Bedeutungsschichten, statt nur Fakten zu liefern.
🧭 Reflexionsimpuls: Perspektive ist nicht nur Position – sie ist Bewusstsein in Bewegung.
Übung:
Perspektivwechsel:
- Vergleiche, wie sich Werte, Sprache und Fokus verschieben.
Erkläre das Thema „Achtsamkeit im digitalen Alltag“ aus drei Perspektiven: als Psycholog:in, als Manager:in, als Künstler:in.
Empathische Übersetzung:
- Beobachte, wie Empathie und Wortwahl die Qualität der Antwort prägen.
Erkläre „Stressmanagement“ einmal für Schüler:innen und einmal für Pflegekräfte.
Meta-Denken:
- Lies die Antwort und notiere, welche neuen Einsichten entstehen.
Betrachte das Thema 'digitale Selbstführung' aus der Sicht eines neutralen Beobachters, der analysiert, wie Menschen über Kontrolle und Freiheit denken.
Dieser Beitrag ist Teil der Serie Prompting³ – Denken. Formulieren. Strukturieren.
Bisher erschienen:
- Die Kunst des Promptens – Denken lernen mit KI
- Das Ziel – Was will ich erreichen?
- Die Zielgruppe – Für wen schreibe ich?
- Der Situative Kontext – In welchem Rahmen steht der Prompt?
- Perspektive – Aus wessen Sicht wird gesprochen?
- Rolle – Wer spricht oder handelt?
- Ton – Wie klingt die Sprache?
- Schreibstil – Welcher Stil transportiert die Intention am besten?
- Umfang – Wie tief oder lang soll die Antwort gehen?
- Beispiel, Referenz & Vergleich – Gibt es ein Vorbild oder Stilbeispiel?
- Ausgabeformate – Wie soll die Antwort aussehen?
- Visuelle Komponenten – Soll die KI Bilder, Diagramme oder Layouts einbeziehen?
- Dateityp – In welcher Form soll das Ergebnis exportiert werden?
- Aufbau & Komposition – Wie Struktur Bedeutung formt
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